Onlinemarketing ist für mittelständische Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau oft noch ein neues Thema. Da ein hoher Informationsbedarf besteht, gab es knapp 40 Teilnehmer beim VDMA-Workshop am 22.08.2019 in Hamburg.

Wie aber nehmen wir im Rahmen einer künftigen stärkeren Ausrichtung auf Onlinemarketing die „alten Hasen“ im Vertrieb mit? Dazu gab Michael Sturhan von PRIMESALES den Teilnehmern interessante Empfehlungen.

Die Rolle des Vertriebs ändert sich im B2B dramatisch. Denn die bisherige Position des Verkäufers mit überlegener Fachkompetenz geht zunehmend verloren. Der Kunde hat im Internet viele Möglichkeiten, sich selbst sehr gut zu Problemlösungen zu informieren. In 57% der Fälle ist der Entscheidungsprozess zur gewählten Lösung schon gelaufen, bevor der Verkäufer überhaupt kontaktiert wird.

Die Herausforderung für den Vertrieb muss deshalb sein, auch unter Nutzung von Inbound-Lösungen im Marketing neue Kundenprojekte so früh wie möglich zu lokalisieren, um dann noch in relevanter Form beeinflussen zu können.

Für alle Veränderungen in den Prozessen, die sich aus der Digitalisierung ergeben, sollten die Verkäufer so umfassend und so früh wie möglich eingebunden werden. Dabei empfiehlt sich sehr, gezielt herauszuarbeiten, welchen persönlichen Vorteil der einzelne Verkäufer aus einer spezifischen Maßnahme ziehen kann. Ansonsten besteht das Risiko, dass der Verkäufer als der direkteste Kontaktpunkt zum Kunden den Erfolg des Projekts untergräbt. Und sei es nur unbewusst.

Die Teilnehmer des Workshops haben auf die Anregungen von Michael Sturhan sehr positiv reagiert.

Im Workshop am 06.04.17 in Hannover stellten wir mit den ca. 30 teilnehmenden Vertriebsleitern und Geschäftsführern mittelständischer Unternehmen aus der Region Hannover fest, dass bei einigen noch nicht einmal mit einem CRM-Tool gearbeitet wird. Dabei ist jedes Unternehmen gefordert, sich jetzt sogar schon damit zu befassen, dass im B2B über 60% des Entscheidungsprozesses bereits gelaufen ist, bevor der Verkäufer des Lieferanten überhaupt kontaktiert wird.

Eine systematische Beschäftigung mit der sog. „Customer Journey“, also mit allen möglichen Kontaktpunkten des Kunden zu unserem Unternehmen, macht absolut Sinn. Und das können im Mittelstand schnell über 100 Kontaktpunkte werden.

Ko-Referent war Ulf-Hendrik Schrader, Geschäftsführer der Aufgesang-Gruppe:  www.aufgesang.de.

Man ist ja doch immer wieder erstaunt, welche offensichtlichen Fehler in der Verkaufspraxis gemacht werden.

In meiner ehrenamtlichen Funktion als Programmvorstand des Marketing Clubs Hannover frage ich auch immer wieder Locations für unsere Abendevents an. Da der Club mit dem Geld seiner Mitglieder sorgfältig haushalten muss, steht jeweils nur ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung. In meinen Anfragen sage ich dann auch immer sofort, wieviel Geld wir ausgeben können. Deshalb muss auch auf eine besondere Exklusivität z.B. beim Catering verzichtet werden.

Im aktuellen Fall habe ich es wieder so gemacht. Als dann ohne weiteren Kommentar das Angebot kam, fiel ich fast um: der Angebotspreis war mehr als 8x zu hoch wie das von mir genannte Budget!

Ich habe dann in einer knappen Antwortmail zum Ausdruck gebracht, dass ich darüber doch schockiert sei und deshalb nach anderen Anbietern Ausschau halten würde.

Abends erhielt ich dann vom Geschäftsführer des Unternehmens eine lange Stellungnahme. Er war sichtlich eingeschnappt und bezeichnete Angebote in der Höhe unseres Budgets als unseriös.

Tja, … ich habe mir verkniffen, hier eine individuelle Vertriebsberatung anzubieten.

Gestern Abend durfte ich beim Marketing Club Hannover dem hochinteressanten Vortrag von Mario Pufahl lauschen zum Thema „Customer Journey“. Für jedes Unternehmen ist wichtig, viel stärker aus Sicht des Kunden zu denken und alle sog. „Touchpoints“ kritisch zu hinterfragen!

Dass auch den großen Playern das noch nicht konsequent gelingt, durfte ich selbst erst vor wenigen Tagen erfahren. Mein 86 Jahre alter Vater brauchte dringend eine neue Waschmaschine. Beratung war nicht erforderlich. Der Kauf im Internet bot sich allein aus Zeitgründen an. Entscheiden haben wir uns dann aber nicht für irgendeinen Online-Shop, sondern den des großen Elektronik-Händlers, dessen Kunden „doch nicht blöd sind“. Weil wir auch einen Ansprechpartner vor Ort wollten. Ich buchte für 30,00 Euro extra den Service mit, die neue Maschine anzuschließen und das alte Gerät abzuholen.

Die Auslieferung erfolgte durch 2 Männer eines großen Logistikdienstleisters, den ich bisher lediglich mit Paketen in Verbindung gebracht hätte. Sie kamen pünktlich, aber wollten die Waschmaschine erst nicht anschließen. Mit gewissem Nachdruck musste der alte Mann den beiden klar machen, dass das aber mitgebucht und bezahlt wurde. Dann ging es auch.

Tja, was war an diesem Prozess eigentlich kompliziert?

Leider muss ich schon wieder ein abschreckendes Beispiel über die Vertriebspraxis von Profis erzählen. Auf einem Vertriebsmanagementkongress in Berlin komme ich in Kontakt mit dem Mitarbeiter eines CRM-Software-Herstellers. Der findet mich in meiner Rolle als Vertriebsberater interessant und avisiert einen nächsten Kontakt.

Es meldet sich dann ein Kollege per Mail. Wir stimmen einen Telefontermin mit genauer Uhrzeit ab. Erst 15 Minuten später ruft der Kollege mich an und entschuldigt sich langatmig mit „Systemabsturz“. Interessiert mich das?

Dann schafft man es, mich negativ zu verblüffen. Mein Gesprächspartner weiß nichts über mich, nichts über das Gespräch in Berlin, nichts über das mögliche Ziel eines Gesprächs. Im eigenen CRM-System sind keine entsprechenden Informationen hinterlegt!

Folglich werde ich mit Standard-Lobeshymnen über das Programm belegt. In einer der wenigen Sprechpausen überrasche ich die Gegenseite mit der Frage, was das System denn nun für mich als Berater interessant machen könnte, was es von anderen unterscheidet. Da kam nach kurzem Verschnaufen nicht viel. Man würde mir jetzt erst einmal ein paar Informationen per Mail schicken. Hmmm, aber ich hab doch schon die Website dafür …

Als mich der Verkäufer dann noch 2x unterbrach, wurde ich unwirsch …

Obwohl ich doch eigentlich heute gute Laune habe … 😉 …

Kürzlich war ich auf einem Kongress über Vertriebsmanagement. Auch wir Berater lernen niemals aus.

U.a. besuchte ich dort einen Expertenvortrag über Neukundenakquise im B2B. Der Referent hatte im Titel und damit zur Werbung für sich sinngemäß formuliert „Wenn Sie Neukundenakquise können, warum tun Sie es nicht?“. Übrigens eine durchaus die Praxis widerspiegelnde Frage, denn auch ich erlebe viele Unternehmen mit eher schwach ausgeprägten Aktivitäten in Richtung Neukunden.

Ich ging also gespannt in die Veranstaltung. Der Referent war der Inhaber eines Dienstleisters, der Unternehmen für einen begrenzten Zeitraum Verkäufer zur Verfügung stellt, die sich ausschließlich um Neukundenakquise kümmern. Sobald ein Ersttermin vereinbart wird, geht der externe Verkäufer zusammen mit einem internen Mitarbeiter ins Kundengespräch. Diese Dienstleistung wird primär genutzt, wenn bspw. ein neues Produkt bundesweit schlagartig eingeführt werden soll, dieses aber durch die bestehende Mannschaft nicht zu leisten ist. So weit, so gut.

Obwohl hier doch ein ausgewiesener Vertriebsprofi vor mir stand, habe ich selten eine derart schlechte Präsentation gesehen! Innerhalb der ersten 5 Minuten haben 5 bis 6 Zuhörer (von ca. 40) den Raum verlassen. Denn sämtliche nachfolgenden Tipps für Präsentationen wurden vernachlässigt:

  1. Beziehen Sie die Zuhörer in Ihren Vortrag ein, sei es durch Fragen, durch Auslösung einer Diskussion, zumindest aber durch das Herausarbeiten einer Problemsituation aus Sicht des Kunden!
  2. Verzichten Sie auf ein langatmiges Aufzählen von Stärken, die wir als Anbieter haben!
  3. Wenn Sie (sinnvollerweise) Kundennutzen darstellen, dann im Idealfall über Story-Telling!
  4. Variieren Sie Ihre Stimmführung!
  5. Erstellen Sie keine Powerpoint-Präsentation, bei der alle (auch der Referent) nach dem Klicken erst einmal 5 Sekunden warten müssen, bis die nächste Folie erscheint!
  6. Und letztlich: Arbeiten Sie einen Spannungsbogen, am besten Überraschungs- oder Verblüffungseffekte heraus!

Ich habe ja fast täglich mit Vertriebsleitern im B2B-Mittelstand zu tun. Und bin immer wieder erstaunt über deren schlechte telefonische Erreichbarkeit. Verstehen Sie mich nicht falsch: Mir geht es nicht darum, dass da jemand quasi nur darauf wartet, dass er angerufen wird! Fatal finde ich, dass es nur in wenigen Fällen eine Umschaltung auf einen Kollegen bzw. eine Kollegin oder auf das Handy gibt. Folglich klingelt und klingelt das Telefon. Man kann auch keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. So weiß man dann auch nicht, ob der gewünschte Ansprechpartner nur in einem kurzen Meeting weilt oder den ganzen Tag oder sogar länger nicht im Haus ist.

Nun bin ich ja selbst zwar Geschäftspartner, aber kein Kunde. Aber diese versuchen doch auch, den Vertriebsleiter telefonisch zu erreichen! Und sind sicher nicht davon begeistert, es mehrmals und dann vielleicht auf verschiedenen Kanälen versuchen zu müssen!

Wir reden so viel über Differenzierung, über Alleinstellungsmerkmale und über Kundenbegeisterung. Zuerst aber gilt es immer wieder, die „Basics“ zu erfüllen! Und dazu gehört eine schnelle und unkomplizierte Erreichbarkeit auch von Führungskräften.

Tankstellen stehen im direkten Wettbewerb um ein völlig austauschbares Produkt. Da ist ja durchaus eine gute Idee, sich wie eine der Premium-Marken durch „Tankwart-Service“ zu differenzieren. Das wäre vielleicht ein Argument, um den üblichen Preisaufschlag von 2 bis 3 Cent pro Liter gegenüber anderen Ketten zu gerechtfertigen.

Kürzlich also an einer solchen Premium-Station. Ich habe schon fast den Zapfstutzen in der Hand, der Tankdeckel ist schon geöffnet. Da steht der freundliche Tankwart hinter mir und fragt, ob er für mich volltanken soll. Das Angebot, auch das Wischwasser zu prüfen, lehne ich dankend ab. Er tankt, ich muss warten, bis er fertig ist, dann kann ich drinnen zahlen. Ich komme wieder heraus, bedanke mich noch einmal bei ihm für die Hilfe. Daraufhin erwidert er, dass ein „Tankwart-Trinkgeld“ nett wäre. Ich bin ansonsten nicht knauserig, war aber in diesem Moment angefressen. Die Vorgehensweise erinnerte mich ein wenig an das ungebetene Säubern der Windschutzscheibe an der Ampel, wo dann auch nachhaltig ein Obulus eingetrieben wird. Folge: ich bin nicht mehr motiviert, bei der bewussten Kette zu tanken. Ich will nicht immer eine Diskussion führen wollen, ob ich Service annehmen möchte oder nicht. Denn Tanken kann ich allein. Der Tankwart-Service bringt mir auch keinen Vorteil, denn ich muss ja solange warten, bis er fertig ist.

Übertragen auf B2B heißt das, dass wir sehr vorsichtig sein sollten, einen Service für übliche Basisleistungen extra zu bepreisen! Wie im geschilderten Fall kann ein Ärgernis des Kunden über einen an sich kleinen Betrag dazu führen, dass die Gesamtbeziehung gestört wird!

Gerade erzählt der Nachbar vom Erlebnis beim seit Jahren geschätzten Schlachter seines Vertrauens. Die Bedienung hinter der Fleischtheke fragt den Kunden vor meinem Nachbarn:

„Ich habe Sie hier ja noch nie gesehen, sind Sie neu hier?“

– „Ja, das stimmt!“

– „Womit kann ich Ihnen helfen?“

– „Ich weiß noch nicht genau, was würden Sie mir empfehlen?“

– „Oh, da habe ich ein tolles Angebot für Sie. Das Rinderfilet hier bekommen Sie für 9,90 Euro das Kilo!“

Der Kunde stutzt ob des günstigen Preises, ist begeistert und bestellt ein ganzes Kilo.

Dann ist mein Nachbar dran und klinkt sich ein:

„Oh, wenn Sie da ein Angebot für 9,90 haben, dann nehme ich das auch!“

– „Nein, das ist nur für Neukunden! Sie sind ja Stammkunde. Ihr Preis ist wie üblich 39,90 pro Kilo! Das machen ja Tagesgeldbanken und Telekommunikationsanbieter auch so. Von denen haben wir uns das abgeguckt!“

Die Begeisterung meines Nachbarns kann man sich vorstellen …

Und es gilt auch im B2B-Vertrieb: Natürlich ist Neukundengewinnung schwierig. Und immer wieder wird der Preis als Instrument herangezogen. Aber noch wichtiger ist, den loyalen Bestandskunden weiter an sich zu binden und nicht leichtfertig zu verärgern! Und wenn schon preislich differenziert wird, dann muss das so geschickt gemacht werden, dass der Bestandskunde nicht quasi mit der Nase darauf gestoßen wird!

Am Wochenende in der Essener „Bar Celona“. Auf dem Tisch steht das „DuSieMeter“. Lasse ich das „Sie“ herausschauen, weiß die Bedienung, dass ich als Kunde das traditionelle „Sie“ in der Ansprache bevorzuge.

Eine tolle Idee.

Was können wir im B2B-Vertrieb davon lernen?

Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass nicht jeder Kunde standardisiert angesprochen werden sollte. Wenn gerade bei guten Bestandskunden eine joviale Ansprache völlig OK sein mag, ist gerade bei neueren Kontakten die distanziertere und seriösere Form der Kundenansprache unbedingte Pflicht. Was übrigens nicht heißt, dass man nicht auch bei solchen Kunden persönliche Themen anschneiden darf.