Bestehen Sie den Barhocker-Test?

Halten Sie sich den letzten Kontakt mit einem interessanten neuen Kunden vor Augen. Glauben Sie, dass dieser Kunde abends an der Bar von Ihnen erzählen würde? Und was würde er erzählen?

Wenn man sich diese Situation vor Augen hält, dann verzichtet man beim Kunden besser auf Sätze wie „Wir haben tolle Produkte!“ oder „Bei uns werden Sie erstklassig beraten!“. Viel wichtiger ist, sich über echte Differenzierungschancen klar zu werden. Und diese gibt es oft nicht über das Produkt! Da müssen Sie dann selbst im B2B in die emotionale Werkzeugkiste greifen. Zum Beispiel, indem Sie immer wieder bewusst Verblüffungseffekte herbeiführen. Machen Sie es doch einmal anders als es der Kunden in Ihrer Branche und auch von Ihnen gewohnt ist. Bleiben Sie dabei aber dennoch authentisch!

Für Vertriebsleiter empfehle ich, an diesem Thema mit Ihren Mitarbeitern gezielt zu arbeiten! Welche emotionale Botschaft können wir herausarbeiten, die beim Kunden hängen bleibt?

Wir haben das gerade in einem Workshop bei einem Kunden zusammen mit dem Außendienst gemacht. Der hatte das Problem, dass man nach einer Umfirmierung drei Buchstaben im Namen hat, die keiner kennt und deren wahre Bedeutung keiner behalten kann. Der Außendienst hat jetzt drei passende Adjektive herausgearbeitet, die man den drei Buchstaben zuordnen kann. So steht bspw. das „R“ für „riesig“. Das Wort klingt nicht so streamline, nicht so geschliffen, so dass es bei der Verwendung Nachfragen provoziert. Und schon ist man gut im Thema!

Gerade rief mich ein Geschäftsfreund völlig begeistert an.

Er hätte heute einmal ausprobiert, für einen Kunden ein Parkplatzschild anzubringen „Reserviert für Herrn XXX“. Sein Kunde wäre geradezu enthusiastisch gewesen, hätte mehrfach erwähnt, dass ihm dass ja noch nie passiert sei. Und dass er gleich abends davon erzählen würde.

Mein Anrufer bedankte sich bei mir, dass ich ihm von diesem Verblüffungseffekt erzählt hätte. Mir war das selbst einmal bei einem ostwestfälischen Möbelhersteller „passiert“.

Ein kleiner Aufwand, aber eine große Geste zum Ausdruck persönlicher Wertschätzung. Ein tolles Beispiel für einen gezielt gesetzten Verblüffungseffekt.

Immer wieder bekommen Menschen in Vorträgen oder neuerdings über Social Media tolle Tipps. Warum wird eigentlich nicht viel mehr davon umgesetzt? Also: einfach mal MACHEN, um den Erfolg solcher Effekte auszuprobieren!

Sprechen wir heute einmal über ein ganz klassisches Thema: die Kleidung im Business.

Angeregt wurde ich durch den Artikel in ZEIT ONLINE „Ein Gentleman hetzt nicht ins Büro“. Da sagt der „Stil-Experte“ Herr Roetzel u.a.: „Ich bin in Gesellschaft immer am altmodischsten und schlichtesten von allen gekleidet. …  Jegliches Bemühen um Schnickschnack ist eigentlich zu viel. Die elegantesten Männer sind immer die, die Jahrzehnte lang das gleiche anziehen.“

Oder auf die Frage: „Wie finden Sie es, wenn ein Telekom-Vorstand Krawatten in der Konzernfarbe Magenta trägt?  => Roetzel: Peinlich und spießig. Genauso wie blaugelbe Krawatten bei FDP-Politikern lächerlich sind.“

Wie so oft im Leben liegt die „Wahrheit“, wenn es sie überhaupt gibt, wahrscheinlich in der Mitte.

Ich finde, dass die Wahl der Kleidung auch stark von der jeweiligen Situation, also z.B. vom besuchten Kunden, abhängt. Fährt der Außendienst zum Handwerker, ist der dunkle Anzug mit Krawatte völlig unangemessen. Umgekehrt heisst das aber nicht, dass ich den Kleidungsstil des Kunden kopiere. Ich empfehle, innerhalb des Hauses mit Ihren Verkäufern über Ihre Erwartungen bzgl. eines Mindestmaßes an Stil zu sprechen. Vielleicht reicht auch einmal Jeans, Hemd und Sakko.

Grundsätzlich bin ich aber auch der Meinung, dass es im Zweifel eher besser ist, etwas „over-dressed“ zu sein. Das Signal ist Seriösität und Professionalität.

Krawatten in Unternehmensfarbe finde ich auf Messen ausgesprochen sinnvoll. Schlicht und ergreifend als zusätzliches Erkennungsmerkmal. Das gilt auch für das Firmenlogo auf dem Hemdkragen. Im Tagesgeschäft halte ich dagegen die Authentizität des einzelnen Verkäufers für wichtiger. Jeder soll das tragen dürfen, mit dem er sich wohl fühlt. Wobei natürlich die schon angesprochenen Mindestanforderungen an Kleidung erfüllt sein sollten.

Auf meiner Website kann man ja einen Online-Check seines Vertriebs mit sofortigen Ergebnissen durchführen. Die Auswertung der Ergebnisse ist interessant:

12% antworten auf die Frage „Haben Sie wirklich ein echtes Alleinstellungsmerkmal?“ mit „Ja, auf jeden Fall. Unsere Kunden bestätigen uns das auch regelmäßig.“

65% sagen „Vielleicht ist es kein echtes Alleinstellungsmerkmal, aber wir haben schon spürbare Wettbewerbsvorteile.“ sowie 23% „Nein, auf keinen Fall. Wir sind realistisch betrachtet schon ziemlich austauschbar.“

Vielleicht haben weder die ersten 12% noch die anderen 88% recht! Denn häufig wird falsch eingeschätzt, ob man wirklich ein Alleinstellungsmerkmal hat. Häufig wird allerdings auch übersehen, welche Chancen es auch im B2B gibt, ein Alleinstellungsmerkmal zu generieren.

Das Spannende an meiner Profession als Unternehmensberater ist ja u.a., dass ich aus den vielen Gesprächen mit Kunden und anderen Geschäftspartnern immer wieder dazu lernen darf.

Kürzlich erzählte mir ein Vertriebsleiter, seine Außendienstmitarbeiter würden nach dem Kundentermin im Auto ihr Smartphone zücken. Dank Vernetzung mit der CRM-Datenbank rufen sie den betreffenden Ansprechpartner auf und laden seine Daten in eine „Postkarten-App“. Sie schreiben ein oder zwei kurze Sätze und klicken auf „Senden“.

Ein, zwei Tage später erhält der Kunde eine Postkarte versehen mit der persönlichen Bemerkung, dass man sich für das konstruktive Gespräch bedanke und dass der vereinbarte nächste Schritt ja „XXX“ sei.

Überlegen Sie jetzt mal, wie der Effekt ist?

Wann erhält man im geschäftlichen Leben mal eine Postkarte? Höchst selten, sie fällt also auf! Und vermittelt gleich, dass sich hier der Außendienstmitarbeiter sehr persönlich mit einem befasst hat. Es strahlt Sympathie aus. Und überhaupt zeigt die Karte, dass dieses Unternehmen ja doch etwas „anders tickt“ als gewohnt! Und wer will nicht gern mit einem Anbieter zusammenarbeiten, der immer wieder mit neuen kreativen Denkanstößen kommt.

Mein Geschäftsfreund bestätigte mir eine überaus positive Resonanz seiner Kunden.

Und ich freue mich, das als kleine Anregung zur systematischen Kundenverblüffung hier weitergeben zu können.

Immer wieder freue ich mich über Gelegenheiten, sich von anderen Fachleuten „befruchten“ zu lassen. So kürzlich beim Vortrag von Herrn Prof. Dr. Riekhof aus Göttingen beim Marketing Club Hannover.

Sein Thema waren die Hebel zum Erfolg von Preis-Strategien.

Nach seiner Markterhebung haben nur 35% aller Unternehmen eine schriftlich festgehaltene Preis-Strategie! Dabei liegt gerade in der Preisfindung ein erhebliches Potenzial zur Ertragssteigerung!

Nehmen wir an, Sie hätten eine Marge von 10% und Sie könnten Ihren Preis um 10% steigern. Um welchen Prozentsatz würde Ihr Gewinn steigen? — Die richtige Antwort ist: um 100%, Sie könnten also Ihren Gewinn verdoppeln!

Das ist vielen Unternehmen überhaupt nicht bewusst. Und deshalb werden auch im B2B Chancen im Rahmen von Preisstrategie und Preisumsetzung verpasst.

Wie ist das eigentlich bei Ihnen: wenn ein Kunde einmal bei drei verschiedenen Mitarbeiter anrufen sollte, würde er dann auch drei verschiedene Angebotspreise erhalten? Allein das ist schon ein Zeichen für zu wenig klare Kommunikation bezüglich Ihrer Preisstrategie!

Ich lese gerade das durchaus spannende Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann, immerhin Nobelpreisträger von 2002 für Wirtschaft.

Das Ergebnis einer von ihm zitierten Untersuchung war, dass Investoren glauben, Aktien mit flüssigen Namen wie z.B. „Comet“ würfen höhere Renditen ab als solche mit sperrigen Bezeichnungen wie „Ypsomed“. Die psychologische Begründung ist, dass auf all unsere Entscheidungen einerseits die Intuition („System 1“), andererseits das bewusste logische Denken („System 2“) einwirken. Das Einschalten des Systems 2 ist für uns anstrengend, deshalb überlassen wir viele Entscheidungen dem System 1. Vielfach ist dies auch richtig, aber manchmal führt uns das auch in die Irre.

Zur Beurteilung von zwei Aktien, von zwei Unternehmen oder von zwei Produkten müsste eigentlich das System 2 eingeschaltet werden bzw. System 1 überlagern. Tatsächlich überlagert aber System 1, besonders, wenn wir diese Entscheidung schnell treffen sollen und diese für uns nicht von herausragender Bedeutung erscheint.

Was lernen wir nun im Vertrieb bzw. im Marketing daraus? Die Verwendung phonetisch einfacher Bezeichnungen fördert beim Empfänger der Kommunikation eine positivere Wirkung als komplizierte (Kunst-)Worte oder Abkürzungen.

Ich denke, wir haben schon immer gewusst, dass einfache Worte besser behalten werden, aber dass sie auch eine andere Wirkung haben?

Gestern mit Frau und Tochter Erstbesuch beim angesagten Italiener auf dem Dorf vor den Toren Hannovers. Der Padre strahlt voller ehrlicher Herzlichkeit, hat aber auch den Schalk im Auge. Wir wählen einen 2005er „Orazio“-Rotwein aus der Karte, 12 Monate im Barrique gelagert. „Sorry!“, sagt der Chef, „Aber die Sorte ist leider aus. Ich gebe Ihnen einen gleichwertigen Wein zum gleichen Preis. Sie können sich drauf verlassen!“ — „Okay!“, denke ich, „Mal sehen, was das wird!“ Aber ich verlasse mich da gern auf Menschen, die überzeugend daherkommen.

Später kommt er freudestrahlend mit der Flasche Wein, er hätte doch noch zwei Flaschen der von mir bestellten Marke gefunden. Das wäre ja eigentlich schon sein persönlicher Bestand, weil er den auch so gern trinkt, aber das wäre schon OK. Wir fühlten uns richtig geschmeichelt. Der Padre erzählte dann noch, dass die Aglianico-Traube eine sehr gute sei, der Wein im Raum Neapel angebaut werde, und er den Winzer persönlich kennt, weil er auch aus der Gegend komme. Und der Wein schmeckte wirklich gut!

Nach einem tollen Menü, einem sehr milden Grappa auf Kosten des Hauses („…auch aus der Aglianico-Traube …“) und knapp drei Stunden stehen wir an der Garderobe. Gegenüber ein Weinregal. Was sehe ich da? Mindestens drei Flaschen ORAZIO …!

Ich zum Padre: „Welch Glück, ich habe hier noch ein paar Flaschen Ihres Lieblingsweines gefunden!“

Da lächelt er spitzbübisch und sagt nur „Ich weiß!“. Kann man solchen Menschen böse sein? Überhaupt nicht! Es war ein toller Abend, und der Padre hat ihn durch seinen kleinen Kniff noch ein wenig schöner gemacht!

Später habe ich dann drüber nachgedacht, dass er wahrscheinlich auch den Winzer nicht kennt. Aber wen stört’s?

Kürzlich war zu lesen, dass die großen amerikanischen Konzerne vom jährlichen Mitarbeiterbeurteilungsgespräch abrücken würden.

Selbst positiv bewertete Leistungsträger würden dadurch eher demotiviert und frustriert.

Ich erlebe immer wieder, dass im Vertrieb deutscher Mittelständler die Uhren sowieso noch anders gehen. Da wird sehr viel operativ miteinander gearbeitet, für einzelne Erfolge auch gelobt, eher aber Fehlverhalten kritisiert. Typisches Beispiel war ein neuer Geschäftsführer, der nach ca. 2 Monaten seine Bereichsleiter um sich versammelte und auf Powerpoint-Folien alle Schwachstellen auflistete, die er in allen Bereichen meinte gefunden zu haben. Kein Wort fiel über etwaige Erfolge oder Stärken.

Zu kurz kommt viel zu oft eine grundsätzliche offene Diskussion darüber, welche Erwartungen der Vertriebsleiter an seine Mitarbeiter hat und in welchem Umfang diese erfüllt werden. Und damit ist nicht eine Umsatzzielerreichung gemeint!

Insofern wäre ich froh, wenn solche Grundsatzgespräche mindestens 1x p.a. laufen würden. Und es natürlich in der täglichen Zusammenarbeit gelingt, diese auf Basis von Vertrauen und Wertschätzung zu gestalten.

Am 12.05.2016 lädt Michael Sturhan, BdVM-Fördermitglied und Inhaber von Primesales Verbandsmitglieder und BdVM-Interessierte zum Coaching Day zu dem Thema „Vertriebscontrolling“ nach Hannover ein.

„Der umsatzstärkste Verkäufer ist nicht automatisch der beste Verkäufer!“ – Über professionelle Leistungsbeurteilung im Vertrieb

In vielen Unternehmen werden erlöster Umsatz oder Deckungsbeitrag als primärer Maßfaktor für die Leistung eines Verkäufers herangezogen. Dabei ist die Realität oft deutlich komplexer. Denn auf solche nominellen Verkaufsergebnisse wirken verschiedene Faktoren in unterschiedlicher Intensität ein. Um die Leistung eines Verkäufers professionell beurteilen zu können, stellen wir uns im Workshop u.a. folgenden Fragen:
– Was sind Erfolgsfaktoren im Vertrieb?
– Welche Kennziffern machen zur Leistungsmessung im Vertrieb Sinn?
– Welche Beurteilungskriterien sollten für einen Verkäufer angewendet werden?
– Was führt zu Ergebnis- bzw. Leistungsdifferenzen?
– Wie führe ich Verkäufer individuell nach dem Grad der Leistungserbringung?

Termin: Donnerstag, 12.05.16, 09.00 – 12.00 Uhr.

Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt.

Ort: BWH GmbH, Beckstraße 10, 30457 Hannover

Es handelt sich um eine Veranstaltung des „Vertriebsmanagers“ in Kooperation mit dem BdVM. Anmeldungen sind nur möglich über diesen Link: BdVM Coaching Day 12.05.16 in Hannover

Die Teilnahme ist nur für BdVM-Mitglieder kostenlos.